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Mittwoch  29. Mai Tag 02.

Orisson -  Ibaneta Pass (Pyrenäen) Kloster Roncesvalles 12.60 km

Der Tag zwei vom Jakobs-Weg heute war durchzogen, die Engländerin in unserem Sechser-Schlafzimmer machte dem Schnarch-Konzert in G-Dur, um 6:30 Uhr ein abruptes Ende, in dem sie die grelle Decken-Beleuchtung einschaltete. Ein Blick aus dem angelaufenen Fenster, verhiess nichts Gutes, denn die Sonne schien in Strömen! Das Morgenessen mit Toast und Stangenbrot, Butter, zweierlei Konfi, Milchkaffee, Tee, und Kakao war reichlich und mundete gut. In aller Herrgottsfrühe (08:15 Uhr) ging ich als letzter an den Start! Nach 300 m im Regen und Nebel glaubte ich zu Träumen, ich kniff mich in den Arm und stellte fest, du träumst nicht, also hatte sich die Welt in der Nacht wohl den verkehrten Weg gedreht, denn ich wähnte mich im tiefsten Entlebuch, hier vor mir stand eine Kuhherde,  in einer sattgrüner Wiese!

     

Nachher ging es in nasser Nebelkälte weiter bergan, ab und zu wurden wir von den Jakobs-Weg Gepäck Taxis, vom Weg gedrängt, die den möchte gerne Jakobs-Weg Wanderer, das Gepäck voraus, zum angepeilten Pilger-Ort brachten! Ich war, als einer der wenigen Pilger, mit kurzen Hosen unterwegs, was bei diesen Temperaturen und dem steilen Aufstieg den Vorteil hatte, dass die Wädli nicht überhitzten! Die heutige Etappe war die reinste Kneipp/Schlamm-Tour und barg ein grosses Potenzial an Sturz und Ausrutscher-Möglichkeiten in sich, habe es, mit grosser Vorsicht, heil überstanden!

   

   

Heute fühlte ich mich buchstäblich in die Tierwelt versetzt, hatte ich doch eine grosse Ähnlichkeit mit einer ,, Hüsli-Schnägg", nicht nur was die Geschwindigkeit betraf, sondern auch den Rucksack, der mir wie das Haus einer Schnecke vorkam! Mich sprach eine Goldküsten-Zürcherin, mit Namen Andrea an und machte ein Foto von mir, beim Grenz-Übertritt von Frankreich nach Spanien, ab diesem Moment, begann für mich, als Papier-Spanier, quasi ein Heimspiel! Anschliessend knipste sie auch noch ein Foto von mir beim Brunnen der ewigen Jugend, fand das allerdings etwas grotesk!

    

Also das Laufen ging dann weiter, mehr schlecht, als recht, denn der Rücken meldete: Error! Zu meinem grossen Verdruss gebot mir der Rücken, einen Km vor dem Kloster Roncesvalles, meiner heutigen Pilger-Unterkunft, einen mehr minütigen Boxenstopp einzulegen, sonst würde ich es nicht mehr bis zum Kloster schaffen. Ans gehorchen gewöhnt, befolgte ich die Anweisung und legte eine 30-minütige Pause ein. Schweizer, die mich, so kurz vor dem Ziel am Boden sitzen sahen (Bänkli war weit und breit keines zu sehen) bemerkten, lo do, de Eidgenoss am Bode⛑️! Peinlich, peinlich, aber wichtig war eigentlich nur, dass ich es bis ins Kloster, zur **Oberin geschafft habe! Noch zu erwähnen wäre, dass die Sonne ihr Versteck-Spiel um 13:12 Uhr MEZ (MEZ = Mittel-Europäische-Zeit) für einen kurzen Moment aufgegeben hat und Freuden-Strahlend hinter den Wolken hervor blinzelte, mir somit den Blick auf das Kloster für einen Augenblick FREIgab, was ich in einem Foto festhielt!

       

Der Weg zum Kloster wollte nicht enden und hat mich beinahe geschafft!  ** Übrigens, die Oberin hatte dann doch keinen Platz in ihrem Schlafzimmer für mich, da sie Papst Franziskus erwartete, da hatte ich natürlich keine Chance!

Heute nun, konnte ich gegen Abend noch das Jakobs-Weg-Erkennungs-Zeichendie Jakobs-Muschel an meinem Rucksack befestigen und das Englein, das mir Irene, als Talisman geschenkt hatte, freute sich diebisch, dass es endlich an die frische Luft durfte!

   

https://youtu.be/ux1hAlG9ETA ← Klick 

Das Kloster Roncesvalles ist die erste Unterkunft für Pilger, nach dem man von
Saint  Jean Pied de Port aus, die Pyrenäen überquert hat. Das Kloster bietet 183
Schlafplätze  an, die alle neu eingerichtet wurden und keine Wünsche offen lassen. 
Da der Trakt dreistöckig ist, wurde sogar zur Freude, der von den Pyrenäen
geschafften Pilgern, ein Lift eingebaut. Einziger Wermutstropfen, es gab weder
Bettwäsche noch Wolldecken, da zur Grundausrüstung der Jakobs-Pilger ein 
Schlafsack gehört, war das auch nicht so tragisch. Überlegt man sich, was da
jeden Tag an schmutziger Wäsche angefallen wäre, so ist das begreiflich. Der
Übernachtungs-Preis war 12.-- €uro und man konnte einen Bon fürs Nachtessen
à 10.-- €uro und einen fürs Morgenessen à 5.-- €uro lösen, was sehr rege benützt
wurde, sodass das Nachtessen in 2 Schichten serviert werden musste. Da wurden
 immer 12 Pilger an einem Tisch platziert und es gab eine grosse Schüssel mit
Makkaroni, eine mit Tomatensauce und eine mit Reibkäse. Jeder konnte sich be- 
dienen, bis nichts mehr da war, dann gab es je nach Wahl, entweder Forelle-Blau oder
Schnitzel Pommes-Frites, ich entschied mich für Forelle-Blau, was sich als gute Wahl
herausstellte. Zum Dessert ein Joghurt-Naturell, oder eine Frucht. Zum Pilger-Menü 
wurde (im Preis von 10.-- bis 12.-- €uro inbegriffen 10 bis 12 immer eine 7 dl Flasche 
Wein, rot oder weiss pro Person serviert, oder ein Getränk nach Wahl. Da entstanden
schon die ersten Kontakte mit andern Pilgern und manchmal traf man sie, unverhofft
 auf dem Camino wieder.     
                                                      Kloster Roncesvalles die Bilder ←Klick 

      

     

     

           Die Unterkunft in diesem Kloster (Innen alles Massivholz, war vom Feinsten)

 
 
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