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Dienstag 04. Juni Tag 08.

Uterga - Lorca 20.4 km

Das Nachtessen gestern Abend war gut und der schöne Wein erfreute Körper und Geist, der Saft der Reben verlängert das Leben! Die heutige Etappe war schön (anstrengend) und liess ein Gefühl aufkommen, als wandere man durch den Garten Eden, die Vielfalt an Blumen und Aromen, war betörend und machte die Wanderung zum Vergnügen. Am Morgen lief alles wie am Schnürchen und ich sang aus voller Kehle, das Wandern ist des Müllers Lust, da ich meistens alleine unterwegs war, störten auch etwaige falsch Töne niemanden. Überrascht wurde ich von den vielen Mohnblumen, die überall in den Getreidefeldern, mit ihrer purpurroten Farbe, der Sonne entgegenlachten. Die Getreide-Felder wechseln ihre Farbe, je nach Reifegrad und werden wohl in den nächsten Wochen gelb und abgeerntet werden.
 Den kleinen Berg, mehr ein Hügel machte mir keine Mühe, aber die letzten 3 km zogen sich in die Länge und es schien mir, als wollten sie niemals enden! In Lorca, meinem Tagesetappe-Ziel angekommen, steuerte ich die erste Bar an, in der ich nun schon gewohnheitsmässig, meinen halben Liter Bier, zur Belohnung meiner Tagesleistung trank. Ich schrieb auf eine Serviette: Herberge Brodega del Camion und fragte die nette Serviertochter, wo die Herberge wohl sei? Lachend meinte sie, das ist hier. Eine willkommene Überraschung und ich konnte sofort, nach dem ich mein Bier ausgetrunken hatte, einchecken. Das Einer-Zimmer mit Doppel-Bett zum alleinigen Gebrauch und die ganze Einrichtung, ist bis jetzt das Beste, was mir auf dem Camino widerfahren ist, einfach superba! Lerne jeden Tag interessante Menschen/Pilger kennen und so manch lustiges, wie auch besinnliche Gespräch entwickelt sich daraus, da sind allerlei für Schicksale unterwegs, das Makaberste bis jetzt war, ein Italiener, der freudestrahlend unterwegs war und jedem erzählte, der es hören wollte, oder auch nicht, dass er den Tod seiner Schwiegermutter, mit dem Jakobs-Weg feiere, da er Gott versprochen habe, dass er den Jakobs-Weg auf den Händen gehen würde, wenn er die Hexe abberufen würde, der Herrgott zeigte aber Erbarmen und er durfte ganz normal auf den Füssen gehen! RIP du Scheusal! Ich bin guter Dinge, dass ich die morgige Etappe schaffen kann!

           

         

         

         

         

         

 

PS: Bei der Kirche passierte Folgendes, ich stand dort und hörte plötzlich ein Geklapper, als ob eine Flamingo-Tänzerin mit ihren Kastagnetten hantieren würde, die Ursache seht ihr bei der linken Ecke des Kirchturms. Man nennt das Schnabel-Klappern auch Liebes-Balz.

 

 Mittwoch 05. Juni Tag 09.

Lorca - Villamayor de Monjardin 17.6 km

Die Herberge Bodega del Camino verliess ich um 07:00 Uhr,

        

und die Sonne schien in Strömen, kaum hatte ich die Pilgerherberge durch den Hintereingang verlassen, fragte ich mich, ob ich Träume oder ob ich gestern Abend zu tief ins Glas geschaut habe, standen doch am ,,Schärme" in einer Hausnische Irene und Sämi, es trieb mir vor Überraschung die Tränen in die Augen und mein Herz machte Luftsprünge vor Freude. Die Tagesetappe von 17,6 km lief trotz Regen flott vom Fuss und nach einem (3) Käffali und einem Serrano-Käse-Sandwich

Erreichten wir die reservierte Unterkunft, die sich, mit einem Drei-Bett-Zimmer, als sehr gemütlich und äusserst preiswert erwies, wir sind hell begeistert! Das Pilgermenü war fein und der schöne Wein, liess keine Wünsche offen, so werden wir morgen eine weitere Etappe, frohgemut in Angriff nehmen.

 

         


         


         


          

 

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Donnerstag 06. Juni Tag 10.

Villamyor de Montjardin - Sansol 19.05 km

Die Tagesetappe von heute, hatte es insofern in sich, als wir nun zu dritt unterwegs waren und beim Laufen, Neuigkeiten austauschen konnten, was die Strecke empfindungsmässig sehr verkürzte, aber gespannt waren Irene und ich, nicht so Sämi, als erfahrener Jakobsweg-Pilger, auf die Hauswand, wo gratis Wein heraus fliesst und dem müden Wanderer, wieder auf die Muskelkater gebeutelten Beine hilft. Da tauchte unverhofft das Ziel unserer Begierde auf und wir genehmigten einen Schluck, vom ,,meeh Bessere“!

        

                             Weinbrunnen am Jakobs-Weg!

Hahn öffnen, gratis Wein einschenken, Prost. Der Weinbrunnen Fuente del Vino am   Jakobs-Weg ist die geniale PR-Idee einer nordspanischen Bodega. Wobei die potenzielle Laufkundschaft lieber keine schweren Weinflaschen für den weiteren Weg in den Pilgerrucksack steckt.

Von 8 bis 20 Uhr ist der Weinbrunnen unterhalb des Klosters Irache geöffnet. Er liegt auf halbem Weg zwischen Pamplona und Logroño. Seit Jahren pilgern die Jakobs Wanderer dorthin, öffnen den Messinggriff, gießen Wein in ein winziges Glas und sagen Prost. Glas auswaschen. Der Nächste bitte.

        

Die heutige Etappe war einfach und mit 19,05 km, über schöne Feldwege und fast eben aus, gut zu bewältigen, für Sämi ein Sonntags-Spaziergang, für Irene und mich ein angenehmer Fussmarsch.

        

Wir sind wohlbehalten in Sansol angekommen und haben hier in der Herberge ein schönes 4-Bett-Zimmer bezogen, es ist richtig heimelig

                               

       

Der Tages-Bericht wird aufgesetzt!

Der Spiegel im Bad/WC war sehr originell, mit einem alten Fenster und speziell war, dass die Fensterläden innen angebracht waren, was übrigens auch bei andern Fenstern gang und gäbe ist, hier in Spanien, warum weiss ich allerdings nicht!

        

 

   

Nun geht es ins Restaurant zum Nachtessen, es gibt Paella, Fisch und Pommes, Milchreis, Rindfleisch mit Rüebli und Böhndli und einen Fruchtsalat, dazu die obligate Flasche Wein, rot oder weiss für 10.-- €uro, da lacht das Herz und den Geldbeutel freuts! Morgen sollte es trocken bleiben und so können wir die 20 km eigentlich gut schaffen, also frisch voran!

 

 

 

 


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